Von Montag auf Dienstag habe ich herrlich geschlafen, ich fühlte mich in der Früh komplett von den letzten Tagen erholt und freute mich sehr auf die bevorstehende Etappe über den zentralen Teil des Toten Gebirges. Immer wieder schon wollte ich über diese berühmte Karstlandschaft drüber, jetzt ist sie Teil meiner Route.
Es war wie am Vorabend immer noch sehr nebelig mit 50 Metern Sicht um die Hütte, doch gab es ein anderes Licht. Mein Gefühl sagte mir, dass es darüber schönes Wetter gibt und es noch aufreißen wird.
Entspannt und neugierig startete ich in die Etappe. Ich stieg beständig hinauf und erwartete jeden Moment, aus dem Nebel zu kommen wie ein Flugzeug nach dem Start im Steigflug. In der Klinserschlucht war es soweit und es eröffnete sich eine beeindruckende Bergkulisse bei blitzblauem Himmel. Ich war wieder voller Energie und meine Beine trugen mich zügig über den unebenen Karst. Da war er wieder, der Flow!
Plötzlich zeigte sich vor mir der Temelberg in seiner ganzen Pracht und mir war sofort klar, dass ich da heute noch oben stehen werde. Am Temelpass verstaute ich den Rucksack und stieg über leichte Kletterpassagen auf den Gipfel. Der Rundblick über das gesamte Plateau inklusive dem Großen Priel war wirklich atemberaubend. Wie eine Mondlandschaft, doch mit großem Reiz.
Heute wäre der Geburtstag meiner Mutter, die vor genau 20 Jahren viel zu früh verstorben ist. Ich widmete ihr diesen Gipfelaufstieg mit einer langen Eintragung ins Gipfelbuch. Es war windstill und komplett ruhig. Ein sehr schöner Moment mit vielen Erinnerungen.
Beim Prüfen der Uhrzeit sah ich, dass gerade ein Handynetz verfügbar war und ich viele Nachrichten bekommen hatte. Unter anderem schrieb mir eine Freundin, dass sie initiiert durch mein Projekt ihre Beziehung zu ihrer Mutter regeln wollte, das inzwischen getan hat und bereits Frieden mit ihr gefunden hat. Wie schön!
Und es schrieben mir tatsächlich die beiden Männer vom Teufelssteig auf der Veitsch (siehe Blogeintrag „Begegnungen Teil 2“), dass sie meinen Beitrag gelesen und sich sehr darüber gefreut hätten.
Diese beiden Nachrichten haben mich unglaublich berührt und gefreut. Was für ein Tag! Und das alles auf diesem Gipfel!
Ich genoss noch lange den Ausblick und spürte tiefe Dankbarkeit darüber, welche Geschenke mir mein Projekt laufend liefert. Es ist so schön zu sehen und vor allem zu spüren, wieviel Offenheit ermöglicht und wieviel dabei zurück kommt. Das hatte ich so nicht erwartet.
Ganz beseelt stieg ich ab und wanderte den Rest der Tour zur Pühringer Hütte, die sehr idyllisch an einem kleinen See liegt. Bei einem schönen Sonnenuntergang ließ ich den Tag mit vielen positiven Gefühlen ausklingen.
Ein Bergtag der Sonderklasse. Wahre Glücksgefühle!
Das hört sich nach einem bezaubernden Tag an:-) Es ist so schön, Deinem Weg zu folgen und Deine Gedanken zu lesen – vielen Dank fürs teilen! LG und eine weiterhin erfüllte Zeit
Lieber Tom,
zurück vom Meer, vom eigenen Weg und meiner eigenen Suche, bin ich direkt in deinen Blog getaucht. Meine Großmutter , bei der ich aufgewachsen bin, hätte morgen – 2 Tage nach deiner Mutter – Geburtstag gefeiert. Nach ihrem Tod habe ich Kraft in dem Gedanken gefunden, dass Materie und Energie niemals verloren gehen. Die Erscheinungsform mag sich ändern, das Wesentliche aber bleibt. Nachfolgendes habe ich damals für sie und mich geschrieben; – das soll auch dich auf deiner weiteren Reise begleiten.
Liebe Grüße, Eva
Der Tod und die Liebe
Wenn du am Morgen leichten Schritts,
mit bloßen Füßen wie ein Kind
und halb in Träumen,
hinaus in deinen Garten trittst,
so wart‘ ich flüsternd schon im Wind
und atmend in den Bäumen.
Zu Mittag tanze ich im Licht,
schweb‘ in den Wolken über dir,
in blauer Stille,
zeig‘ dir im Weiher mein Gesicht
und leihe für ein Schlaflied mir
die Geige einer Grille.
Im Scheine der Sterne weise ich
den Heimweg dir
zur Nacht.
Weine nicht mehr,
du trägst mich doch, so wie ich dich,
im Herzen sacht
und bist ganz nah bei mir.
Lieber Tom, anscheinend hat der Körper die Erholung und Ruhe benötigt um wirklich offen und aufnahmefähig zu sein für das was da gerade passiert. Hat Altes zurück – und gut durchgelassen um leicht und frei für Neues und Anderes sein zu können.
Die Glückseligkeit kommt von ganz tief innen drinnen – ich hab diese Gefühle am Jakobsweg und in Finisterre erleben dürfen – allein ICH war dafür verantwortlich. Das hat mich groß gemacht und bereit dazu, meine Gefühle in Liebe teilen zu können.
Motiviert durch deine Reiseberichte und Erfahrungen spüre ich noch tiefer die Wichtigkeit der kleinen Freuden und versuche jede freie Minute auf den Bergen zu verbringen!
Lg Käthe
Lieber Tom!
Herzlichen Dank für deine täglichen Berichte und vor allem für diesen Bericht. Unglaublich, welch große Kraft in ihnen liegt – sie versetzen mich immer wieder in Hochstimmung – einfach fantastisch, was für ein Geschenk! Dein Web-Portal ist eine wahre „Cyber-Oase“. Ich empfinde sie als digitales Abbild jener Gegenwelt, die ich vom Jakobsweg kenne: Wir alle hier lassen uns stets nur Gutes angedeihen. Dadurch stärken wir uns gegenseitig – jeder Post kreiert eine Win-Win-Situation. Einfach wunderbar!
Eva, was für ein wunderschönes Gedicht! Herzlichen Glückwunsch zu diesem wunderbaren poetischen Werk!
Wie schön, dass es so wunderbare Menschen hier gibt – ich danke euch Allen!
Alles Liebe allerseits,
Peter
Lieber Peter,
das sehe ich auch so; – dass Tom von vielen begleitet wird, die aber damit nicht nur ihm, sondern auch einander ein Geschenk machen! Danke jedenfalls für deine Worte, die mir so große Freude bereitet haben.
Einen lieben Gruß,
Eva
Liebe Eva,
herzlich gerne! Wie schön, dass dich meine Worte so sehr gefreut haben – ich freue mich mit dir!
Alles Liebe,
Peter