Was ist männlich?

Während meiner Berater-Ausbildung wurde mir in einem selbsterfahrungsorientierten Modul klar, dass mir in meiner Jugend die Konfrontation mit meinem Vater gefehlt hat. Ich erinnere mich, dass ich z.B. daheim am Küchentisch immer wieder versucht habe, mich mit ihm zu reiben, doch meine Mutter mir wiederholt zu verstehen gab, ich solle das nicht tun. Sie wollte mich oder uns vor Konflikten bewahren. Irgendwann habe ich das internalisiert und dann ist es mir gar nicht mehr aufgefallen, dass ich Konfrontationen mit ihm aus dem Weg gegangen bin. Das pubertierende Reiben mit einem Mann und die Entwicklung daraus hat mir aber eigentlich gefehlt.

Seit dieser Erkenntnis beschäftigt mich das Thema Männlichkeit. Doch was ist eigentlich männlich?
Auf meiner Tour gab es mit meinen BegleiterInnen immer wieder Gespräche dazu. Hier ein paar Gedanken daraus:

Wenn ich in Gesprächen auf dieses Thema komme, fallen immer wieder Attribute wie selbstbewusst, selbstsicher, Entscheidungen treffen, Verantwortung übernehmen, Mut, Energie, Leidenschaft, Herzblut.

Doch ist weiblich dann das Gegenteil? Frauen sind auch mutig, treffen ständig Entscheidungen und gehen mit viel Herzblut ihren Weg. Und ich finde selbstbewusste und selbstsichere Frauen, die wissen was sie wollen, sehr attraktiv. Sind diese Attribute somit nicht eher Persönlichkeitsmerkmale? Und reduziert sich die Definition von Mann und Frau somit auf primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale?

Mir wurde dieser Tage von einem Wander-Begleiter die Geschichte erzählt, dass ein Mann Interesse an einer Frau hatte und sie auch an ihm. Beide verabredeten sich zu einem Date. Erst ein paar Minuten vorher meldete sich der Mann per SMS, dass dies doch keine gute Idee sei. Das Date fand nicht statt.
Wir fragten uns, ob das männlich sei, und waren beide eindeutig der Meinung „Nein“. Im ersten Impuls meinten wir, es wäre männlich, dies im Date selbst klar zu kommunizieren und zu den Konsequenzen zu stehen. Doch das erwarte ich mir doch auch von einer Frau.

Ist ein Macho männlich?
Ich habe wo gelesen, ein Macho ist ein Frauenverachter, der sich nicht vollständig von seiner Mutter gelöst hat. Er benötigt und verwendet Frauen nur für seine eigene Bestätigung und begegnet diesen Frauen ohne offenem Herzen.
Klingt auch nicht sehr männlich.

Eine Freundin meinte zu mir: „Du bist männlich, weil du ein Mann bist.“ Ist es das?

Was brauche ich, um mit dieser Definitionssuche abschließen zu können? Ist es überhaupt relevant? Was bedeutet männlich für Euch?

Ich freue mich auf eure Gedanken und Meinungen dazu!

11 thoughts on “Was ist männlich?

  1. Maiky

    Braucht es noch (die) „Männlichkeit“ für Männer und (die) „Weiblichkeit“ für Frauen?
    Sind diese Konzepte nicht entstanden als noch nach „Jäger und Sammler“ unterschieden wurde, oder „klar war“, dass der Mann arbeiten geht und die Frau sich um den Haushalt und die Kinder kümmert?

    Leben wir nicht in einer Zeit wo unabhängig vom Geschlecht (fast!) alles möglich ist? (Mir ist bewusst, dass wir noch weit weg sind von tatsächlicher Gleichberechtigung!!!) Aber Männer dürfen doch weinen, oder?! Das ist/wäre doch unmännlich! Aber manchmal tut es gut, sorry!
    Müssen Männer noch Frauen zum Essen einladen? Müssen Männer den ersten Schritt bei einer „Beziehungsanbahnung“ machen?

    Es ist doch viel wichtiger, dass man sich gegenseitig ergänzt! Sch…egal wer von beiden Abwäscht, bügelt, die Bohrmaschine besser hand habt oder das Auto repariert! Aber dennoch sind wir, meiner Meinung nach, derzeit genau in der Übergangsphase zwischen altem Schema (Mann arbeitet, Frau kümmert sich um den Haushalt) und einem neuen Schema, wo die „Fronten“ nicht eindeutig geklärt sind. Aber das braucht halt noch, bis es sich durchsetzt! …sofern es sich durchsetzt!???!

    Sorry, dies ist nicht so provokant gemeint, wie es klingen könnte!!!!
    Wollen Frauen nur die Gleichberechtigung bei Bezahlung, Jobmöglichkeiten etc., aber dennoch weiterhin eingeladen werden, in die Jacke geholfen und Tür aufgehalten?!
    Mehr oder weniger regelmäßig kleine Aufmerksamkeiten und/oder Blumen?! …aber wollen das nicht Männer genauso?!

    … ich kenne mich echt nicht mehr aus!!!!
    Vielleicht sollte ich eine ähnliche Tour machen wie du, Tom?!? …aber mit dem Rad! ;-)

  2. Käthe

    Lieber Tom,
    spannendes Thema fürwahr – hatten wir doch auch ganz kurz angeschnitten ;-)

    ich habe in Deinem Blog gelesen, dass Du Dich nicht mit Deinem Vater „reiben“ konntest – war Dein Vater damals männlich, sind unsere Väter männlich?
    Glaubst Du, dass Du dadurch männlich geworden wärst?

    Und wer bestimmt eigentlich das Männliche / Weibliche?
    Wer nimmt sich heraus darüber zu werten?

    Ich kann es nur für mich sagen, für mich als Frau mit dem Wunsch an den Mann:
    ich wünsche mir Dich auf meiner Augenhöhe, sei das was du an Talenten mitbekommen hast, trau dich deine Geschichte anzusehen und zu ändern falls etwas anfällt, lass mich mit dir wachsen und lass mich auch mit dir klein sein, zeige mir deine Welt und ich zeige dir auch meine, hab Freude an deiner Männlichkeit, zeig mir das du stark und Verantwortungsbewusst sein kannst und auch sanft und umsorgend, lerne von mir und meiner Weisheit und trau dich mir zuzumuten. Lache gemeinsam mit mir und lebe die Leichtigkeit des Sein. Öffne dein Herz für den Moment.

    Das lieber Tom ist für mich männlich, ein Teil davon besser gesagt!

    Und was ist eigentlich weiblich?

    Liebe Grüße Käthe

  3. Eva Steiner

    Lieber Tom,

    BIN ICH FROH, dass du dich mit deiner Definition von „Männlichkeit“ wenigstens einen kleinen Schritt von möglichen Attributen weg bewegt hast. Männlichkeit ist ….. doch für jede/n etwas anderes….!
    Nur so, als Denkanstoß & Möglichkeit: Kann es sein, dass es auf deinem „Heimweg zum Vater“ vor allem um 2 („ewige“) Fragen geht?

    – Wer bin ich eigentlich?
    – Liebt mein Vater den, der ich nun einmal bin, ganz egal was das war, ist, oder je sein wird?

    Einen ganz lieben Gruß, Eva

  4. Andreas

    Tja, lieber Tom,
    da möchte ich dir gerne antworten, noch dazu, wo ich mir dein Buch „Männlichkeit Leben“ ausgeborgt habe. Das was Maiky schreibt, habe ich auch immer gedacht. Wozu noch unterscheiden? Wir sind doch schon so reflektiert, um darüber reden zu können, wer was wie tut, übernimmt, entscheidet,… Und natürlich ist das ein Prozess über Generationen, weil wir durch unsere Eltern geprägt werden. Andererseits zeigen viele heutige Verhaltensmuster wenig Unterschied zum Verhalten von Steinzeitmenschen.
    Männlichkeit ist, denke ich, in Partnerschaften wichtig, und hat was mit der Attraktivität des Mannes für Frauen zu tun.
    Warum finden Frauen Machos attraktiv? Warum sind die Nice Guys oft zweiter, werden mit der Zeit uninteressant als Partner, und werden nicht als Mann wahrgenommen, wenn sie nicht kämpfen?
    Weil es unmännlich ist, unattraktiv, wenn man bestimmte Attribute nicht mehr ausstrahlt, wie z.B. (Brainstorming, mit der Bitte um Ergänzungen)
    Kraft, Durchsetzungsvermögen, Coolness, Überlegenheit, Entscheidungsfreudig, Unabhängigkeit, Reflektiert sein, Schulter zum Anlehnen, Männer unter Männern, Stärke, Führen können, (nicht nur beim Tanzen), Finanzielle Sicherheit, Auto, Intelligenz, Naturverbundenheit, Väterlichkeit (Väter, die mit Kindern Fussball spielen), Sex wollen, Sportlichkeit, natürliche Autorität, Ehrgeiz, Stil, Gelassenheit, Verlässlichkeit, und vor allem Aggression, wenn Mann seinen Willen durchsetzen möchte. Keine Gewalt, aber klare kraftvolle Ansage.
    In diesem Buch wird viel über Aggressionshemmung gesprochen, wo die Mutter dem Sohn lehrt, dass Aggression etwas Böses ist. Der Sohn sieht auch vom Vater vielleicht die ungezügelte Aggression mit Gewalt (Patriarchen konnten früher ungetadelt Grenzen überschreiten.) in diesem Fall ist es wichtig sich mit beiden Eltern auszusöhnen, und die Weltanschauung von beiden zu sehen und sich zu nehmen, was für einen wichtig ist. Es gibt keine richtige und falsche, aber eine weibliche und männliche Sicht.
    Im Buch wird dann auch der Weg zur Männlichkeit gezeigt, zum „Herzenskrieger“, in 10 Schritten:
    1. Die eigene Aggression annehmen und kämpfen lernen.
    2. Kontakt zu den eigenen Gefühlen bekommen.
    3. Das eigene Leben in die Hand nehmen und Lebensvisionen entwickeln.
    4. Die Versöhnung mit dem Vater. (Achtung, Respekt und Vorbild)
    5. Echte Männerfreundschaften aufbauen.
    6. Abnabelung von der Mutter und emotionale Unabhängigkeit von Frauen.
    7. Die Führung in der Partnerschaft übernehmen. (Sich aktiv einbringen)
    8. Die eigenen Kraftquellen entdecken: Alleinsein, Natur, Mediation.
    9. Die heilige Seite der eigenen Sexualität erforschen.
    10. Verantwortung für die Kindererziehung übernehmen (wenns Kinder gibt).
    Und über Sexualität und Aggression berichte ich ein anderes Mal.
    (Bleiben Sie dran!)
    Alles Gute weiterhin, Andi

  5. Martha

    Viele der genannten Attribute sind tatsächlich weder „typisch“ männlich noch „typisch“ weiblich. Wenn man als Frau selbstsicher und stark ist, mutig und selbstbewusst macht „frau“ vielen Mönnern Angst, weil sie fürchten an Männlichkeit zu verlieren. Und im Endeffekt ist es für mich als Frau eben Männlichkeit, wenn sie keine Angst vor Persönlichkeit haben – ob Mann oder Frau, wenn es NICHT darum geht Männlich-Sein mit den geschilderten Attributen immer wieder beweisen zu müssen, iin dauerndem Konkurrenzkampf zu stehen.
    Männlich ist jemand auf Augenhöhe, der – stark ist, wenn Stärke notwendig wird
    – gefühlvoll reagiert, wo Gefühl gefragt ist,
    – einen breiten Rücken hat, wenn Rückhalt gebraucht wird,
    – anpacken kann, wenn Kräfte und Energie sschwinden
    – Ruhe und Beruhigung ausstrahlt, selbst wenn das Leben ihn stresst,
    – Konflikten und Gefühlen nicht ausweicht, sie vielmehr als sLerneffekt für sich selbst nutzen kann und sie als Lebensbereicherung sieht
    – und viele andere geschlechtsneutrale Eigenschaften, die ihn sowohl für Frauen, Klnder, Eltern, Kollegen/innen und Mitarbeiter/innen, einfach die Mit-Menschen als Fels in der Brandung erscheinen lassen.
    Zusammengefasst wie so vieles im Leben: von allem ein gesundes Mittelmaß im Mit-einander, beruflich und privat.

  6. Käthe

    Hey,
    @Martha ja genau auf Augenhöhe!

    ich komm da jetzt gedanklich nicht wirklich los von diesem Thema. Wobei wie von einigen schon erwähnt: männlich / weiblich = Mensch
    Ich hab nochmals darüber nachgedacht, was es denn eigentlich ist was, wie und wer uns in unserer weiblichen / männlichen Seite bestärkt und unterstützt und hilft unser Ich authentisch leben zu können im Erwachsenen Sein.
    Ich als Frau hätte einen Vater, einen Mann gebraucht ( meiner war nicht da) der mich als kleines Mädchen gelobt, gesehen, geliebt, geredet, auch mal zurecht gewiesen, beschützt, vor mir traurig gewesen, gelacht, gespielt, herum getollt, kurz gesagt einfach Mensch gewesen = also authentisch und mit viel Liebe. Was ich als Kind mir damit angeeignet hätte, wäre ein neutraler, offener und geliebter Zugang zu mir selbst und zum anderen Geschlecht. Nicht viel denken müssen, sondern handeln wie als Kind erlebt – mit Leichtigkeit…….
    Und andererseits der Gedanke, dass wir durch unsere Erziehung zum Mädchen / Burschen gemacht werden. Durch die Geschlechterdifferente/ spezifische Sozialisation ist es ja auch nicht gerade leichter geworden authentisch sein zu können/dürfen!
    LG Käthe

  7. Andreas

    Nachsatz,
    es sind 3 Fragen, die mich interessieren, wenn ich über meine Männlichkeit nachdenke:
    1) Welches Bild haben die Leute – vor allem Frauen – von mir? (inkl. welches Bild möchte ich ihnen vermitteln?)
    2) Wie wurde ich von meinem Vater und meiner Mutter erzogen/sozialisiert? (inkl. welche Muster hängen an mir, wie gehe ich mit Konflikten um, welche Sicht der Dinge habe ich,..?)
    3) Was gebe ich als Vater an meine Kinder weiter?
    Und das ist für mich der kniffligste Punkt, denn ich möchte ihnen alles mitgeben, was für mein Verständnis für ein erfüllendes Leben und eine erfüllende Beziehung mit einem Partner hilfreich ist. Inklusive gesundes Selbstbewußtsein, Selbständigkeit, …und auch die Bestätigung des Weiblichen für meine Tochter, und die Bestätigung des Männlichen für meinen Sohn. Was auch immer sie daraus machen.
    LG Andi

  8. Dietmar

    Ist Männlichkeit ein Thema, ist der Begriff noch wichtig? Ich glaub schon. Unser Geschlecht spielt in vielen Situationen eine Rolle. Vieles schwingt mit, sich dessen nicht bewusst zu sein nimmt einiges: Egal wie gleichberechtigt Eingestellt man ist: Sich in Männerrunden gleich zu verhalten wie in Frauen- oder gemischten Runden funktioniert nicht – da sind ja schon die Themen anders, der Umgang ist anders. Es ist ja auch nicht schlechter oder besser; es ist halt anders.
    Schön find ich dass wir hier in Mitteleuropa und in der jetzigen Zeit die Möglichkeit haben uns der Rollenbilder bewusst zu sein und diese auch aufbrechen, aufweichen und für uns anders gestalten können.
    Wie arm fand ich einen Austauschstudenten aus einem fernen (aber europäischen) Land, der mich im Studentenheim gefragt hat: Was kann ich essen ohne es zu kochen. Weil kochen (sogar Würschtln ins Wasser zu geben oder ein Fertiggericht aufzuwärmen) wäre für ihn zu weiblich und daher unmöglich gewesen.
    Ganz anders jetzt im 7. oder 8. Bezirk, da sieht man ja kaum mehr Frauen mit dem Kinderwagerl fahren sondern fast nur mehr die neuen, engagierten Väter: Gut so. Und wenn ich mir diese Väter anschau‘, hab ich nicht den Eindruck, dass die ihre Männlichkeit irgendwo abgegeben haben: Denn auch wenn die Männer das gleiche wie die Frauen tun, sie machen es dann doch ein bisserl anders (Spielen anders mit ihren Kindern, Kommunizieren anders, haben andere Wichtigkeiten, …).
    So zu tun, als wäre es irrelevant welches Geschlecht jemand hat, stimmt halt nicht. Sich aber alten uns starren Rollenbildern zu unterwerfen und Dinge zu machen oder nicht zu machen, nur weil sie mit der Rolle nicht zusammenpassen, das müssen wir zum Glück nicht mehr (zumindest nicht in dem Ausmaß von früher).

  9. Susanne

    Sind Entscheidungsstärke, Reflexionsfähigkeit, Stärke, führen können, Gelassenheit, etc. als männliche Eigenschaften für eine Frau attraktiv? Ja natürlich – aber: ist das Gegenteil davon dann weiblich? Entscheidungsschwach, sich unterordnen, nicht gelassen, …. Ganz sicher nicht…. Wenn man in traditionellen Rollenbildern denken würde, braucht es gerade für die Erziehung von Kindern tag für tag ganz genau diese Eigenschaften in hoher Dosis.
    Männlichkeit ist etwas anderes als Weiblichkeit., Auch wenn man in einer Partnerschaft fernab von rollentypischen Klischees lebt, wird es spätestens beim Umgang mit den eigenen Kindern. Männer spielen anders, sprechen über andere Themen, etc…
    Beides ergänzt sich –aber auf der bereits erwähnten Augenhöhe im Sinne einer Partnerschaft. Um gemeinsam zu leben. Jeder bringt das in die Partnerschaft ein, was er ist/kann/hat. Vollkommen unabhängig von „rollentypischen“ Eigenschaften fügt sich gemeinsam etwas zu einem großen Ganzen.

  10. Daniel

    Ich glaube für mich ist Männlichkeit bzw. Weiblichkeit ein Gefühl. Ein Gefühl, welches sich durch Geburt (Gene?), individuelle Erziehung und gesellschaftliche Einflüsse intensiver oder schwächer entwickelt. Das andere sind Definitionen, bei denen es kein richtig und kein falsch gibt. Sie können sich halt je nach Kulturkreis allerdings erheblich unterscheiden.

  11. Valeria Hochgatterer

    Lieber Thomas,
    deine Geschichte „Nach Hause gehen“ und dein Impuls deinem Vater als erwachsener Mann noch einmal ganz intensiv zu begegnen/entgegen zu gehen, hat mich sehr berührt.
    Zur „Männlichkeit“ ist im Blog ja schon viel geschrieben worden, eines möchte ich aber hinzufügen.
    Für mich als Frau gibt es einen Moment des „Männlichen“ den ich unglaublich authentisch und gleichzeitig aussagekräftig über die Männlichkeit von Männern erlebe.

    Es ist die Begrüßung zwischen zwei Männern, die einander als Freunde bezeichnen.
    Es gibt da hand-shakes, high fives, Schulterklopfer, Kopfnicken, und vieles mehr.
    Und dann gibt es Männer, die umarmen sich und geben sich eventuell sogar noch einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange, fernab einer sexuellen Ebene.
    Das erste Mal, als ich das beobachten durfte, waren es zwei 85-jährige Männer die ihr Leben mit Frau, Kind und Beruf gelebt hatten und sich offensichtlich als Freunde nahe standen. Als Zuseherin beobachtete ich dabei einfach nur die Herzens-Freude von zwei Menschen, sich wieder zu sehen.
    Es gibt nicht viele Männer die sich so in aller Öffentlichkeit begrüßen, aber immer wenn ich es beobachten darf, berührt es mich ungemein. Weil ich immer den Eindruck habe, dass diese Männer ihre Männlichkeit (wie immer die für sie aussieht) wirklich integriert haben. Die Umarung des Freundes oder der Kuss auf seine Wange gefährdet nicht das Selbstbild der eigenen Männlichkeit (oder Weiblichkeit!) oder der eigenen Sexualität. Das Zulassen von Zartheit ist in diesem Sinne zwischen zwei Männern glaube ich die größere Herausforderung, als das Zulassen von Nähe und Zartheit zwischen Mann und Frau – nicht zuletzt weil es im gesellschaftlichen Rahmen wenig bis gar nicht thematisiert wird.

    Eine solche Begegnung bedient also in der zugelassenen Berührung kein narzistisches Ego sondern fokussiert auf die Freude an der gegenseitigen Beziehung. Das ist für mich als Frau, als Zuseherin, umso männlicher – weil es für mich bedeutet, dass diese Männer sich selbst und die Art der Beziehungen, die sie leben möchten, mutig reflektiert haben.
    lieben Gruß V

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